Was ist Asset Based Lending (ABL)?
Ihren Ursprung haben die Asset Based Lending Transaktionen in den USA. Dort bezeichnet man mit diesem Begriff Transaktionen, die eine Finanzierung basierend auf bestimmten Unternehmensaktiva darstellen. Neben den materiellen Unternehmensaktiva aus dem Anlage- und Umlaufvermögen können auch Positionen der immateriellen Unternehmensaktiva, wie etwa Lizenzen oder Patente, Gegenstand einer Asset Based Lending Transaktion sein. Den Kunden bietet ABL die Möglichkeit, die in verschiedenen Aktiva-Posten gebundene Liquidität zu reaktivieren und dem Leistungserstellungsprozess zuzuführen. Die Höhe der Liquidität richtet sich nach dem Wert der in die Asset Based Lending Transaktion eingebundenen Aktiva. Hier ist der Wiedergewinnungserlös der zugrunde liegenden Aktiva ausschlaggebend. Festzustellen ist, dass der Begriff Asset Based Lending nicht einheitlich verwendet wird. So sind auch die Begriffe Asset Based Finance oder Asset Based Financing (kurz ABF) in den USA gebräuchliche Bezeichnungen für die Finanzierung basierend auf Unternehmensaktiva.
Letztendlich stellt ABL eine Mischform aus ABS und Factoring dar.
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Entwicklungen von ABL in Deutschland
Die Begriffe Asset Based Lending und Asset Based Financing werden in Deutschland in einem anderen Kontext als in den USA verwendet. In Deutschland wird der Begriff ABL im Zusammenhang mit bestimmten Varianten der Forderungsfinanzierung verwendet, die unter anderem verschiedene Factoring-Gesellschaften, aber auch andere Anbieter propagieren. Bei dieser Variante der Forderungsfinanzierung handelt es sich um eine Weiterentwicklung der bereits dargestellten Möglichkeiten durch Factoring und Asset Backed Securities. Verschiedene Komponenten dieser Arten der forderungsbasierten Unternehmensfinanzierung werden durch Anbieter aufgegriffen, die daraus ein neues Produkt entwickeln. Durch die flexible Produktgestaltung ist bei ABL eine einheitliche Struktur und Ausgestaltung nur bedingt gegeben. Die Gesellschaften verwenden für dieses ´Mischprodukt´ des Weiteren diverse unterschiedliche, marketingorientierte Bezeichnungen.
Ablauf einer ABL-Transaktion
Die folgende Grafik zeigt den Ablauf einer ABL-Transaktion:
Durch die Warenlieferung entsteht eine Forderung des Anschlußkunden gegenüber seinen Kunden. Dieser Forderungsschuldner wird seitens des ABL-Anbieters einer Bonitätsprüfung unterzogen. Führt diese Bonitätsprüfung zu einem positiven Ergebnis, kann der Forderungsgläubiger die Forderung veräußern. Nach dem Ankauf der Forderung erfolgt sofort die Auszahlung des Kaufpreises. Da die Abtretung bei diesem Verfahren in der Regel still erfolgt, zahlt der Forderungsschuldner mit befreiender Wirkung an seinen Warenlieferanten. Dieser leitet den Zahlungseingang an den neuen Eigentümer der Forderung weiter. Mit dem Zahlungseingang ist die Forderung gegenüber dem Schuldner beglichen. Der Ankauf der Forderungen wird allerdings nicht durch die Emission von Wertpapieren wie bei einer ABS-Transaktion finanziert, sondern der Ankauf der Forderungen erfolgt auf die Bilanz des ABL-Ambieters. Gleichzeitig werden die Forderungen zu 100 % bevorschusst; ein Abschlag, wie er in der Regel beim normalen Factoring zu finden ist, ist hier nicht vorgesehen.
Anforderungen an ABL-Kunden
Möglich ist diese Art der ABL-Transaktion für Unternehmen mit einem Umsatz von jährlich 30 bis 500 Mio. EUR. Die Höhe der laufenden Forderungsbestände sollte mindestens 5 Mio. EUR betragen. Die maximale Laufzeit der Forderungen darf 180 Tage nicht überschreiten. Gleichzeitig erfolgt der Ankauf, die Abwicklung und das Reporting mittels EDV. Das bedeutet, dass seitens der ABL-Kunden die entsprechenden technischen Voraussetzungen vorhanden sein müssen. Je nach Modell sind die Forderungen in unterschiedlichen zeitlichen Abständen zu verkaufen. Die Spannweite geht hier von einem wöchentlichen bis zu einem monatlichen Forderungsankauf seitens des Käufers. Weiterhin sind bei den meisten Varianten Blankobenachrichtigungsschreiben an den Käufer der Forderungen zu übergeben. Im Rahmen dieser ABL-Transaktion ist der Forderungsverkäufer auch verpflichtet, Jahresabschlüsse und weiteres Zahlenmaterial in regelmäßigen Abständen dem Initiator dieser Transaktion vorzulegen. In der Regel sind dies Einzel- und Konzernabschlüsse, Halbjahres- und Quartalszahlen, betriebswirtschaftliche Auswertungen sowie Planzahlen und gegebenenfalls Bankenspiegel, Investitions- und Finanzierungsplanungen oder Liquiditätsplanungen. Mit dem Abschluss dieser Variante der forderungsbasierten Unternehmensfinanzierung verpflichtet sich der Verkäufer, auch den Käufer über wesentliche Änderungen in den Bereichen Personal und Unternehmensorganisation zu unterrichten. Das Debitorenmanagement wird ausschließlich durch den Forderungsverkäufer durchgeführt.
Kosten einer ABL-Transaktion
Bei den Kosten einer ABL-Transaktion zeigt sich der wesentliche Unterschied zu den anderen dargestellten Arten der forderungsbasierten Unternehmensfinanzierung. Während beim klassischen Factoring neben den Gebühren für die Übernahme des Ausfallrisikos auch Kosten für die Übernahme der Debitoren- und der Finanzierungsfunktion anfallen und bei ABS-Transaktionen diverse Kostenpositionen durch den Forderungsverkäufer zu tragen sind, wie Refinanzierungskosten, fixe Vorabkosten und Kosten für das Credit-Enhancement, arbeitet eine ABL-Transaktion mit einem all-inclusive Zins. So werden für ABL-Transaktionen ein Refinanzierungszins bestehend aus EURIBOR plus Zinsmarge verrechnet. Weitere Nebenkosten, wie z. B. jährliche Prüfungsgebühren, wie sie bei manchen Factoring Anbietern zu finden sind, werden hier nicht erhoben. Auch Mindestgebühren werden hierbei nicht erhoben.
Im Bereich des gehobenen Mittelstandes mit einem Umsatz von ca. 30-500 Mio. € stellt ABL das wohl attraktivste Finanzierungsinstrument dar. Eine ABL-Finanzierung erreicht Bilanzwirksamkeit zu wesentlich attraktiveren Konditionen als Mezzanine oder ABS!
Technische und organisatorische Abwicklung einer ABL-Transaktion
Die Abwicklung einer ABL-Transaktion erfolgt weitgehend unter der Verwendung von Standardverträgen. Diese Verträge sind in deutscher Sprache und nach deutschem Recht verfasst. Durch die Verwendung von eigenen Rating-Systemen und den Einsatz von gängigen Datenformaten bei der elektronischen Übermittlung der anzukaufenden Forderungen ist eine rasche Umsetzung der Transaktion möglich. Nach unseren Erfahrungen kann, die positive Mitarbeit des Forderungsverkäufers vorausgesetzt, eine ABL-Finanzierung in einem Zeitraum von 4 – 8 Wochen umgesetzt werden – deutlich schneller als dies bei einer ABS-Transaktion möglich ist.
Bilanzielle Auswirkungen einer ABL-Transaktion
Bei einer ABL-Transaktion erfolgt der Forderungsverkauf mit bilanzbefreiender Wirkung für den Forderungsverkäufer. Ohne diese Wirkungsweise würde sich durch diese ABL-Transaktion nicht die Möglichkeit der Ratingverbesserung ergeben. Die Bilanzwirksamkeit wurde für die großen Anbieter für die bedeutendsten Rechnungslegungs-Standards, wie US-GAAP, IFRS sowie für die Rechnungslegung nach HGB, durch mehrere Wirtschaftsprüfungsgesellschaften bestätigt.
Wesentliche Merkmale einer ABL-Transaktion
- Die Preisgestaltung ist transparenter als bei Factoring oder ABS, auf Grund eines all-inklusive Zinssatzes. Es werden keine Mindestgebühren und keine Strukturierungsgebühren erhoben.
- Die zu verkaufenden Forderungen können eine längere Laufzeit aufweisen, als dies in der Regel bei Factoring oder bei ABS der Fall ist.
- Einfachere Vertragsgestaltung als beispielsweise bei ABS-Transaktionen, durch Verträge in deutscher Sprache und mit deutschem Gerichtsstand.
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