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Entwicklung der Bedeutung des Herstellerleasing

In Anlehnung an Baumgarten/Koob, die im Jahr 1999 eine zunehmende strategische Relevanz von Leasing als herstellernahe Finanzdienstleistung feststellten, wird zunächst eine gesamtwirtschaftliche Analyse des herstellerabhängigen und des herstellerunabhängigen Leasingmarktes der letzten Jahre in Deutschland durchgeführt. Dadurch soll einführend in den empirischen Teil dieser Arbeit, der Untersuchung des Status und des Potentials des Herstellerleasing im mittelständischen Maschinenbau in Deutschland, eine allgemeine Aussage abgeleitet werden, inwiefern die Bedeutung des Herstellerleasing sich jüngst gewandelt hat.

Die Betrachtung des deutschen Mobilien- und Gesamtleasingmarktes zeigt die zunehmende Bedeutung des Leasing in Deutschland. In Abbildung 23 sind die Mobilien- und Gesamtleasingquoten über den Zeitverlauf der Jahre 1998 bis 2007 dargestellt.

Abb. 23: Leasing-Quoten in Deutschland
Abb. 23: Leasing-Quoten in Deutschland

Der Trend zeigt wachsende Leasing-Quoten beim Gesamtleasing und beim Mobilienleasing. Dabei wird die besondere Bedeutung des Mobilienleasing ersichtlich. Es wächst überproportional zum Gesamtleasingmarkt. In absoluten Zahlen ausgedrückt lässt sich eine Zunahme an geleasten Mobilien in Höhe von 17,01 Mrd. Euro feststellen.

Differenziert man den Leasingmarkt nach herstellerabhängigem und herstellerunabhängigem Leasing, so zeigt sich gerade das herstellerabhängige Leasing als Wachstumstreiber im Leasinggeschäft. Um dies zu verdeutlichen, sind in Abbildung 24 die Leasing-Neuinvestitionen für herstellerabhängiges und herstellerunabhängiges Leasing auf das Jahr 2000 als Basis bezogen. Es wird ersichtlich, dass das durchschnittliche Wachstum des herstellerabhängigen Leasing über dem des herstellerunabhängigen liegt. Zwar stagnierte das herstellerabhängige Leasingwachstum in etwa bis zum Jahr 2003. In den Jahren 2000–2008 konnte es jedoch einen Zuwachs des Volumens um 50 Prozent verzeichnen. Das herstellerunabhängige Leasing zeigte sich über die selbe Periode hinweg weniger dynamisch, nahezu konstant zum Ausgangswert und meldete im Gegensatz zum herstellerabhängigen Leasing zeitweise sogar abnehmende Neuinvestitionen.

Abb. 24: Wachstumstreiber herstellerabhängiges Leasing
Abb. 24: Wachstumstreiber herstellerabhängiges Leasing

Auf dem europäischen Markt zeichnet sich eine ähnlich aufstrebende Entwicklung des Mobilienleasing ab. Von 2002 bis 2007 konnte das Volumen der Mobilienleasing-Neuinvestitionen in Europa von 160 Mrd. Euro auf 292 Mrd. Euro gesteigert werden. Dabei verteilten sich im Jahr 2007 knapp 55 Prozent des gesamten europäischen Mobilienleasingmarktes auf vier Länder: Großbritannien, Deutschland, Italien und Frankreich. Großbritannien verzeichnete einen Anteil von 19,7 Prozent, gefolgt von Deutschland mit 16,6 % und Italien und Frankreich mit jeweils circa 9 Prozent Anteil.

In Abbildung 25 werden die Leasingpotentiale einzelner ausgewählter europäischer Länder anhand einer Portfolio-Analyse untersucht. Auf den beiden Achsen werden jeweils die arithmetischen Durchschnittswerte der Zeitspanne 2004–2007 dargestellt: in der Vertikale die durchschnittlichen Leasing-Quoten, auf der Horizontalen die durchschnittlichen Wachstumsraten beim Mobilienleasing. Die gestrichelten Linien bezeichnen den Durchschnitt der im europäischen Leasingverband „Leaseurope“ geführten Landeswerte. Die Kreisdurchmesser drücken das absolute Marktvolumen der einzelnen Länder aus. Das größte Leasingpotential lässt sich schließlich dann vermuten, wenn neben einer hohen Wachstumsrate und einem großen Marktvolumen auch eine überdurchschnittliche Leasingquote vorliegt.

Abb. 25: Leasingpotentiale in europäischen Märkten
Abb. 25: Leasingpotentiale in europäischen Märkten

Die Wachstums-Matrix zeigt alle ausgewählten Länder auf Wachstumskurs. Die vier Länder mit den größten Marktvolumina verzeichnen eine unterdurchschnittliche Marktdynamik. In Deutschland und Großbritannien hat das bisherige Wachstum bereits zu überdurchschnittlichen Leasingquoten geführt. Die Länder mit geringeren Marktvolumina erscheinen besonders wachstumsstark. Der Leasinganteil an den Investitionen ist dort unterdurchschnittlich ausgebildet.

Der allgemeine Wachstumstrend von Mobilienleasing in Europa erweist sich somit für Hersteller als günstige Wachstumsmöglichkeit. Das Herstellerleasing für den mittelständischen Maschinenbau stellt einen Teilmarkt des gesamten, eben betrachteten Herstellerleasingmarktes dar. Als Kern dieser Arbeit widmet sich die nachfolgende Untersuchung der Feststellung des Status und des Potentials des Herstellerleasings im mittelständischen Maschinenbau in Deutschland. In zwei Befragungen – eine erste Befragung deutscher Leasinggesellschaften als Anbieter des Herstellerleasings und eine zweite Befragung von mittelständischen Maschinenherstellern als Nachfrager des Herstellerleasings – wurden zunächst Informationen erhoben, analysiert und anschließend interpretiert. Der Gang der Untersuchung wird im Folgenden dargestellt, beginnend mit den Anbietern des Herstellerleasings.